„Drinnen und draußen, das eine besteht nur in Abhängigkeit zum anderen wie man sagt. Draußen kann man nur empfinden, wenn es auch ein drinnen gibt und das eine ist die Bedingung des anderen. Ist das in der Architektur auch so?“ (Ismenia Keck, 2022)
Die Beziehung zwischen drinnen und draußen ist eine Grunderfahrung von Raum. Sie bringt mich zu einem relativ bekannten Zitat Arno Lederers: „Drinnen ist anders als draußen“. Ich würde zudem Aldo Rossi ergänzen und sagen, Wände und Dächer sind Begrenzungen von Raum, nach innen und nach außen, die Fassade ist die Innenwand der Stadt. Ein entscheidender Aspekt in der Architektur ist das was an der Grenze zwischen drinnen und draußen passiert, denn dies muss das Bauen mit architektonischen Mitteln räumlich entfalten, wenn es Architektur sein will. Im Kirchenbau war diesbezüglich lange Zeit die wirkungsvolle Einrichtung des Pronaos üblich. Der Pronaos ist ein Zwischenraum, eine Schwelle die den Menschen in eine andere Stimmung bringt, wenn er von draußen nach drinnen geht und umgekehrt. Denn Raum macht immer etwas mit einem Menschen und unterschiedliche Räume machen unterschiedliche Dinge mit einem Menschen. Louis Kahn hat dies sehr treffend beschrieben wenn er davon sprach, dass man beispielsweise in einer Kirche anders zueinander spreche als in einem Wohnzimmer. Es ist wesentlicher Teil der Architektur, stimmungsmäßige Differenzierungen in räumliche Situationen zu fassen.