Dass der aktuelle Standort der Grundschule im Schwäbisch Haller Stadtteil Hessental keineswegs mehr zeitgemäß ist, liegt seit langem auf der Hand. Geradezu sträflich hat die Stadtverwaltung in den zurückliegenden Jahren den Ausbau der daseinsvorsorglichen Infrastruktur vernachlässigt. Dieser hat kaum bis gar nicht Schritt gehalten mit dem doch beträchtlichen Ausbau des Wohnangebots. Nun, es war das Paradigma von Oberbürgermeister Pelgrim, die Einwohnerzahlen stetig höher zu schrauben. Nun liegt es am 2021 neu gewählten Stadtoberhaupt, die Infrastruktur daran anzupassen und dies ausgerechnet mit einem deutlich dezimierten Haushalt.
Die Frage nach der Zukunft der Grundschule im bevölkerungsreichsten Stadtteil ist somit ein Emblem, sowohl für eine durchaus in Teilen fehlgeleitete, weil einseitige Stadtentwicklung als auch für die Frage nach der zukünftigen Entwicklung. Analysiert man die städtebauliche und stadtsoziologische Situation der aus mehreren alten, heutigen baulichen wie auch pädagogischen Standards kaum noch angemessenen Gebäuden bestehenden Schule, wird sofort klar, dass es sich um einen Brennpunkt handelt. Entwicklungspotenziale für wachsende Schülerzahlen und zunehmenden Differenzierungsbedarf innerhalb des Schaltags bietet der alte Standort keine oder nur unzulänglich. Die von der Schulleitung forcierte Idee, eine neue, größere Ersatzschule an einem anderen Standort zu bauen, grenzt ans Aberwitzige, profitieren doch gerade Grundschulen von Überschaubarkeit, Nähe und Kompaktheit. Insofern ist die Idee, die bestehende Schule zu modernisieren und eine zweite neue Schule zu bauen, ideal. Dadurch besteht die Möglichkeit den vergrößerten Stadtteil so zuzuschneiden, dass die beiden Schulen als äquivalente Pole dienen können, die die stadtsoziologische Stratifikation abmildern bzw. homogenisieren. Schließlich geht es darum, kein Ghetto zu bilden, sondern Ghettobildung entgegenzutreten. Dies geschieht auch durch eine kluge städtebauliche Orientierung. Die Option zweier Standorte ist, gemessen an der Bevölkerungszahl, richtig. Die entscheidende Frage ist jetzt jedoch die der Lage und damit des Zuschnitts der Einzugsgebiete, um zu vermeiden, dass alter Ortskern und neue Wohngebiete gegeneinander ausgespielt werden. Es geht um die Neuordnung Hessentals mit Weitblick.