„Die ganze Welt ist Bühne und alle Frauen und Männer bloße Spieler. Sie treten auf und gehen wieder ab, sein Leben lang spielt einer manche Rollen durch sieben Akte hin…“ prangt an den Wänden des Haller Globe Theaters. Wahrhaft weise Worte, die sich bis in die Antike zu Petronius zurückführen lassen und heute nichts von ihrer Gültigkeit verloren haben. Deutlicher und zugleich poetischer könnte sich diese Wahrheit kaum ausdrücken, als in der Wirklichkeit der Haller Freilichtspiele, die in der Tat die Stufen einer alltäglichen Treppe oder auch den provisorisch umbauten Raum einer Wiese am Fluss zu einer sublimen Bühne des Lebens werden lassen. Dabei verkörpert gerade das einst als Provisorium konzipierte Globe den Geist unserer Stadt als eine Stadt der kulturgeschichtlichen Kontinuität. Zwischen Tradition und Moderne, das ewige Thema, drückt sich aus in dieser Arena des Schauspiels am Unterwöhrd, die inmitten des baulichen Ensembles der Stadt und ihrer Landschaft zu einem veritablen Wahrzeichen geworden ist. Daher mein Appell an die Entscheidungsträger und alle Bürger gleichermaßen, sich – was immer auch getan werden muss – für eine typologisch reine und zugleich dauerhafte Neuinterpretation dieses seltenen Glanzstücks einzusetzen. Sei es ein ‚New Globe‘ oder ein ‚aufgepeppelter‘ Altbau, es geht darum, die lange Kulturgeschichte unserer Stadt konsequent und sichtbar ins 21. Jahrhundert fortzuschreiben.